Vermehrung durch Aussaat und
Stecklinge

Hauptsächlich vermehre ich meine Passionsblumen durch Stecklinge. Das ist die einfachste und schnellste Möglichkeit, blühfähige Pflanzen heranzuziehen. Außerdem können Hybriden nur durch Stecklinge sortenrein vermehrt werden. Wie ich dabei vorgehe, habe ich in einer Bilderserie beschrieben:

Passiflora Vermehrung Stecklinge
Ich schneide einen Trieb ca. 1cm unter einem Blattknoten (Nodium) schräg ab. Dazu benutze ich meistens eine Nagelschere, die nach jedem Arbeitsgang gründlich reinige, um eventuelle Verunreinigungen und Infektionen zu vermeiden
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Dann entferne ich das unterste Blatt direkt am Stiel.
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Man sollte darauf achten, dass die Schnittstellen möglichst glatt sind, da ein ausgefranster Stengel leicht fault.
Passiflora Vermehrung Stecklinge Die Sprossranken (frische und trockene) müssen entfernt werden , weil diese sonst einen guten Nährboden für Schimmelpilze bieten.
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Den Trieb stecke ich jetzt in einen Torfquelltopf. Die Stelle ,an der ich das unterste Blatt abgeschnitten habe, sollte ca. 1cm im Quelltopf liegen. Mit Quelltöpfen habe ich bis jetzt noch die besten Erfahrungen gemacht.
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Ein ausgedientes Aquarium eignet sich sehr gut für die Anzucht. Es ist von Vorteil, wenn der Boden erwärmt wird. Die Stecklinge bewurzeln dann schneller und die Gefahr von Schimmelbildung wird eingedämmt. Dazu lege ich ein Heizkabel (Zoogeschäft) in eine Schicht aus 2cm Blumenerde.
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Das Aquarium decke ich mit einer Glasscheibe ab, um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu erreichen. Die Stecklinge dürfen natürlich nicht austrocknen und sollten daher regelmäßig mit Wasser besprüht werden. Zusätzliche Beleuchtung bekommt den Pflanzen natürlich immer gut.
Passiflora Vermehrung Stecklinge
Wenn der Steckling ausreichend bewurzelt ist, sollte er in einen nicht zu großen Topf gepflanzt werden.


Einige, wenige Arten lassen sich nur schwer, oder gar nicht durch Stecklinge vermehren. Samen aus Früchten ( aus eigener Ernte oder einer Obstabteilung ) befreie ich vom Fruchtfleisch und spüle sie ordentlich ab. Diese säe ich in einem Zimmergewächshaus, in Kokossubstrat aus. Die Erde sollte gleichmässig feucht aber nicht nass sein. Das Anzuchtgewächshaus stelle ich an einem warmen Ort, über der Heizung auf. Frische Samen keimen meist schon nach ein bis zwei Wochen. Wenn ich getrocknete Samen bekomme, lasse ich sie vor dem Ausäen in warmen Wasser (auf der Heizung) zwei bis drei Tage vorquellen. Viele der aus Samen gezogenen Passionsblumen brauchen ein Jahr oder mehr, um zur ersten Blüte zu kommen.



Wasser Licht und Nährstoffe

Wasser: Im Sommer brauchen meine Passionsblumen sehr viel Wasser. Ich gieße möglichst nur mit Regenwasser, um Kalkansammlungen im Boden zu vermeiden.
Im Winter ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt, ich gieße immer erst dann, wenn die Blätter ein wenig schlaff werden. Der Wasserbedarf der einzelnen Pflanzen, kann im Winter sehr unterschiedlich sein. Einige verbrauchen sehr wenig, und andere etwas mehr. Und der Bedarf schwankt im Laufe des Winters. Ich halte die Pflanzen hauptsächlich in Gefäßen aus Kunststoff, da sich durch das Gewicht beim Anheben leichter abschätzen lässt, wieviel Feuchtigkeit im Substrat vorhanden ist. Wenn die Topfoberfläche sehr trocken aussieht, kann die Erde im unteren Bereich trotzdem sehr nass sein. Pflanzen die ich zu reichlich gegossen habe, wodurch es dann zu Staunässe gekommen ist, verfärben ihre Stengel bräunlich und trocknen ein. Durch das Umtopfen in frisches Substrat , kann man die Pflanze eventuell noch retten , bevor der Wurzelballen komplett verfault.

Licht: Grundsätzlich sollten Passionsblumen so viel Licht wie möglich bekommen. Wenn die Pflanzen im Frühjahr ins Freiland gestellt werden, achte ich darauf, dass sie nicht gleich der prallen Sonne ausgesetzt sind, um Verbrennungen an den Blättern zu vermeiden. Im Winter ist zusätzliche Beleuchtung nicht unbedingt nötig, aber es erhöht die Widerstandsfähigkeit. Um so wärmer der Überwinterungsraum ist , um so mehr Licht benötigen die Pflanzen.

Nährstoffe:
Ich verwende Langzeitdünger-Perlen, die ich im April unter die Erde mische. Ich finde diesen Dünger sehr praktisch, da die Pflanzen für die ganze Saison versorgt sind und so auch keine Gefahr von Überdüngung besteht. Es kann natürlich auch Blühpflanzen-Flüssigdünger verwendet werden. Dieser sollte im Sommer in den kühleren Morgen- oder Abendstunden angewendet werden.

Substrat:
Ich verwende eine Mischung aus normaler Blumenerde , Kokosfaser, Perlite und Gartenerde mit Kompost . Es kann aber auch normale Blumenerde verwendet werden. Über den Ablauflöchern der Töpfe verteile ich eine Schicht Blähtonkugeln.



Pflanzgefäße

Ich topfe meine Passifloren erst um, wenn die Töpfe vollkommen durchwurzelt sind. Ich passe die nächste Topfgröße nach und nach an. Dadurch wird das Umtopfen zwar öfter fällig, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Pflanzen besser entwickeln und weniger Probleme mit Staunässe auftreten, wenn nicht zu viel ungenutztes Substrat im Topf vorhanden ist. Aufgrund des Gewichtes, bevorzuge ich Kunststoffkübel.


Standorte

Grundsätzlich gedeihen Passionsblumen im freien besser als auf der Fensterbank. Wenn ich im Frühjahr so Mitte/Ende April (Norddeutschland), wenn keine Frostgefahr mehr besteht, meine Passionsblumen nach draußen bringe, stelle ich sie erstmal in den Halbschatten, um den Sonnenbrand an den Blättern in Grenzen zu halten. Ein leichter Sonnenbrand lässt sich meist nicht vermeiden, da sich das Laub erstmal wieder an die starke UV-Strahlung gewöhnen muss. Beschädigte Blätter fallen ab und das neue Laub ist vollständig an die Sonneneinstrahlung angepasst. Nach dieser Eingewöhnungszeit stelle ich die Pflanzen in die pralle Sonne.
Der optimale Standort ist selbstverständlich ein Gewächshaus. Durch das feuchte Klima und den Schutz vor Wind, kommen dort auch Arten zur Blüte, die im Freiland sonst gar nicht oder nur selten blühen. Aber die meisten Passionsblumen entwickeln sich auch als Kübelpflanze im Freiland prächtig.
Im Winter stehen meine Passionsblumen im Wintergarten und an sämtlichen Fensterplätzen im Haus verteilt, bei ca. 10-20 °C  und möglichst viel Licht.
Einige Passionsblumen können auch ganzjährig ausgepflanzt werden und überstehen sogar Temperaturen bis -15°C. Meine ausgepflanzten Passionsblumen stehen an sonnigen Plätzen und vor Dauerregen geschützt, damit es nicht zu Staunässe kommt. Den Wurzelbereich bedecke ich im Winter mit etwas Laub.

Tacsonien

Bei Tacsonien handelt es sich um Hochlandarten, die eher ein kühles und feuchtes Klima bevorzugen. Es wird oft empfohlen, die Pflanzen an einem beschatteten Ort aufzustellen. Für meinen Standort in Schleswig-Holstein, scheint das aber nicht zuzutreffen. Die Tacsonien wachsen hier im Schatten zwar sehr üppig, blühen aber nicht. Erst als ich sie in die Sonne gebracht habe, erschienen die ersten Knospen. Also schütze ich nur noch die Kübel vor Überhitzung, indem ich andere Pflanzen um sie herum sie herum wachsen lasse.



Schädlinge

Besonders im Winter, sind Passionsblumen anfällig für Schädlinge. Zusätzliche Beleuchtung und eine hohe Luftfeuchtigkeit (besprühen) kann die Widerstandsfähigkeit erhöhen. Im Sommer habe ich eigentlich keine Probleme mit Schädlingen. Regelmäßige Regenduschen und natürlich vorkommende Nützlinge, halten die Pflanzen sauber. Falls eine Behandlung doch mal notwendig wird, besprühe ich die Pflanzen mit einer Mischung aus 5 Litern Wasser , 5 Eßl. Olivenöl und einem Spritzer Spülmittel. Das Ganze muss gut durchgeschüttelt werden. Bei Pflanzen mit weichen, haarigen Blättern sollte man erst an einer Stelle testen , ob sie es vertragen - falls nicht wirft sie nach ein paar Tagen die Blätter ab. Das ist zwar schade , bringt die Pflanze aber nicht um. Es empfiehlt sich diese Behandlung an bedeckten Tagen durchzuführen , oder in den Abendstunden . Ich habe die Erfahrung gemacht , dass es die Pflanzen so am besten vertragen.

Spinnmilben: Wenn an einer Passionsblume ein paar Spinnmilben gefunden werden, muss sie sofort abgeduscht werden, da sie sich sonst schnell auf die anderen Pflanzen ausbreiten. Die Prozedur sollte einige Male wiederholt werden. Versuche mit den Raubmilben Phytoseiulus persimilis muss ich leider für gescheitert erklären, da diese nach wenigen Tagen nicht mehr zu sehen waren. Diese Raubmilben sind anscheinend wirklich auf optimale Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur angewiesen, die für mich nur schwer einzuhalten sind. Eine andere Art der Raubmilben, die Amblyseius californicus hat länger durchgehalten, konnte mich aber auch nicht so recht überzeugen. Nur im Anzucht-Aquarium war sie sehr hilfreich. Die oben genannte Olivenölmischung hat bei mir gut gegen Spinnmilben geholfen.

Wollläuse: Wollläuse sind relativ leicht unter Kontrolle zu bekommen, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden. Ich entferne sie mit einem in Alkohol getränkten Pinsel und einer anschließenden Dusche mit einem harten Wasserstrahl.

Blattläuse: Ein Befall durch Blattläuse ist eher selten. Diese lassen sich aber durch besprühen mit grüner Seife, oder durch das Abrausen mit Wasser leicht entfernen.

Trauermückenlarven:
Trauermückenlarven fressen die Wurzeln an, was bei Jungpflanzen schnell zum Absterben führt. Sie lieben feuchte Erde, deshalb hilft es auch, das Substrat etwas trockener zu halten und gerade die Erde in Anzuchtgewächshäusern häufig zu wechseln. Gegen Trauermückenlarven verwende ich Nematoden (Steinernema feltiae). MIt diesen Nützlingen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.